In der Vorweihnachtszeit luden die Stadtwerke Oerlinghausen zum Lebkuchenbauwettbewerb ein. Kitas der Stadt traten kreativ gegeneinander an, die Gewinner wurden per Social-Media-Abstimmung ermittelt. Das Evangelische Familienzentrum Helpup sicherte sich mit Begeisterung und Teamgeist den ersten Platz. Doch wichtiger als der Sieg war die gemeinsame Erfahrung.

Wie die Kita den Wettbewerb erlebt hat, welche Herausforderungen es gab und welche pädagogischen Werte im Familienzentrum Helpup eine Rolle spielen, erzählt Kita-Leiterin Daniela Wiebe im Interview mit uns. 

Ein Gespräch mit der Gewinner-Kita des Lebkuchenbauwettbewerbs (Erst Platzierte)

Guten Morgen, Frau Wiebe! Ich freue mich sehr, heute hier im Familienzentrum in Helpup zu sein und mit Ihnen über Ihre Kita, Ihre pädagogische Arbeit und natürlich den tollen Gewinn beim Lebkuchenbauwettbewerb zu sprechen. Bevor wir ins Thema einsteigen – erzählen Sie uns doch ein wenig über sich. Wie sind Sie in die Kita-Leitung gekommen?

Spenden-Übergabe im Evangelischen Familienzentrum Helpup

„Guten Morgen! Ich bin seit Februar 2020 hier in der Kita tätig – also quasi gerade erst angekommen, als dann die Corona-Pandemie alles auf den Kopf gestellt hat. Das war natürlich eine riesige Herausforderung, aber rückblickend auch eine sehr lehrreiche Zeit. Zuvor habe ich 18 Jahre in Bielefeld gearbeitet, meine Ausbildung dort gemacht und mich über verschiedene Stationen in Stellvertretungs- und Leitungspositionen weiterentwickelt. Als ich von der offenen Leitungsstelle hier in Helpup erfuhr, wurde ich tatsächlich von meinen damaligen Kolleginnen darauf angesprochen: ‚Das wäre doch was für dich!‘ Erst war ich skeptisch, doch schließlich habe ich mich beworben – und ich muss sagen: Es war die beste Entscheidung. Besonders wertvoll ist für mich die Arbeit in einer evangelischen Einrichtung, da mir die Verknüpfung von pädagogischer Arbeit und christlichen Werten sehr am Herzen liegt.“ 

Und wie ist die Kita Helpup aufgebaut? Wie sieht der Alltag hier aus?

„Wir betreuen aktuell 79 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zum Schuleintritt in vier Gruppen. Unser Team besteht aus 16 pädagogischen Mitarbeitenden, darunter auch Auszubildende und Fachkräfte mit speziellen Qualifikationen. Besonders stolz sind wir auf unsere drei männlichen Erzieher – eine Seltenheit in der Kita-Welt, aber ein echter Gewinn. Die Kinder profitieren enorm davon, männliche und weibliche Bezugspersonen gleichermaßen zu haben.“ 

Haben Sie bestimmte Schwerpunkte oder Konzepte, die Ihre Kita auszeichnen?

„Wir legen großen Wert auf Teilhabe und Mitbestimmung. Die Kinder sollen das Gefühl haben, dass ihre Meinungen zählen. Deshalb haben wir verschiedene Möglichkeiten geschaffen, wie sie sich im Alltag einbringen können. Sei es durch Kinderkonferenzen oder einfache Abstimmungen über Projekte. Besonders in der Schulanfängergruppe übernehmen sie mehr Verantwortung, was ihnen viel Selbstvertrauen gibt.“ 

Der Lebkuchenbauwettbewerb – Kreativität und Teamgeist

Anfang Dezember haben die Stadtwerke Oerlinghausen euch eingeladen, am Lebkuchenbauwettbewerb teilzunehmen. Ihr habt euch mit kreativen Ideen durchgesetzt und den ersten Platz belegt – herzlichen Glückwunsch! Wie habt ihr diesen Wettbewerb erlebt?

„Vielen Dank! Es war wirklich eine wunderbare Aktion, vor allem weil uns das Material zur Verfügung gestellt wurde. Das ist nicht selbstverständlich und hat uns ermöglicht, die ganze Energie in die kreative Gestaltung zu stecken. Unsere Schulanfängergruppe war sofort begeistert – immerhin sind es 25 Kinder, die im Sommer in die Schule kommen. Diese Altersgruppe hat besonders viel Freude daran, sich mit neuen Herausforderungen auseinanderzusetzen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten.“ 

Wie genau ist euer Projekt entstanden?

„Wir wollten eigentlich unsere Kirche nachbauen, weil sie für die Kita und den Ort eine große Bedeutung hat. Allerdings merkten wir schnell, dass das mit den Lebkuchenplatten nicht so leicht umzusetzen war. Stattdessen entschieden wir uns, ein kleines Dorf zu bauen. Es war faszinierend zu sehen, mit wie viel Kreativität die Kinder ans Werk gingen. Sie entwickelten eigene Bautechniken – beispielsweise haben sie mit Zahnstochern zusätzliche Stabilität geschaffen, als der Zuckerguss nicht ausreichte. Außerdem kamen tolle Ideen wie Schneemänner aus Marshmallows oder kleine Lichterketten hinzu. Diese Eigeninitiative war wirklich beeindruckend!“ 

Gab es bestimmte Herausforderungen bei der Umsetzung?

„Absolut. Einerseits natürlich die Geduld der Kinder – der Zuckerguss braucht seine Zeit, um zu trocknen, und das hat nicht jedem gefallen. Da wurde schon mal vorsichtig getestet, ob nicht doch schon alles hält. Andererseits hatten wir natürlich die ‚logistische Herausforderung‘, das gesamte Bauwerk am Ende sicher auszustellen, ohne dass es Schaden nimmt. Das war gar nicht so einfach, aber es hat wunderbar geklappt!“ 

Pädagogische Arbeit und Zukunftspläne 

Welche Werte und Ziele verfolgen Sie mit Ihrer pädagogischen Arbeit?

„Unser Ansatz basiert auf Vertrauen, Teilhabe und individueller Förderung. Jedes Kind bringt andere Stärken mit, und wir möchten, dass sie sich in ihrer Entwicklung sicher und verstanden fühlen. Außerdem liegt uns die enge Zusammenarbeit mit den Familien sehr am Herzen. Eltern sind für uns keine ‚Kunden‘, sondern Partner in der Erziehung.“ 

Gibt es Pläne für zukünftige Projekte?

„Ja, wir haben einige Ideen für 2025. Wir möchten zum Beispiel ein Hochbeet-Projekt starten, bei dem die Kinder ihr eigenes Obst und Gemüse anpflanzen können. Dadurch lernen sie nicht nur etwas über Nachhaltigkeit, sondern bekommen auch einen Bezug zu gesunder Ernährung. Außerdem überlegen wir, ob wir einen regelmäßigen ‚Berufe-Tag‘ einführen, bei den Eltern oder andere Gäste den Kindern von ihrem Beruf erzählen. So können sie spielerisch entdecken, was es für Möglichkeiten gibt.“ 

Die Verwendung des Preisgeldes 

Der 1. Platz brachte euch ein Preisgeld von 500 Euro ein. Wie habt ihr das Geld eingesetzt?

„Wir haben es für neue Outdoorspielzeuge genutzt. Bewegung und Naturerfahrungen sind uns sehr wichtig, deshalb war es uns eine Herzensangelegenheit, den Außenbereich mit neuen Spielmöglichkeiten zu bereichern.“ 

Blick in die Zukunft – Wünsche und Pläne 

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft der Kita?

„Ich würde mir wünschen, dass der gesellschaftliche Blick auf Kitas und pädagogische Arbeit sich weiterentwickelt. Die frühkindliche Bildung wird noch viel zu oft unterschätzt. Wir betreuen die Kinder nicht nur – wir begleiten sie in ihrer Entwicklung, legen den Grundstein für soziale Kompetenzen und bereiten sie auf ihr späteres Leben vor. Diese Arbeit verdient mehr Wertschätzung und Unterstützung, sowohl finanziell als auch gesellschaftlich.“ 

Abschließende Worte und Dank

Zum Abschluss – gibt es etwas, das Sie den Bürgerinnen und Bürgern von Oerlinghausen mit auf den Weg geben möchten?

„Kinder sind unsere Zukunft. Wer in Kinder investiert, investiert in die Zukunft. Ein sicheres, wertschätzendes Umfeld ist essenziell für ihre Entwicklung. Ich möchte mich herzlich bei unseren Eltern bedanken, die uns so toll unterstützt haben – sei es durch das Voting oder einfach durch ihr Vertrauen in unsere Arbeit. Auch unser Förderverein leistet Großartiges und macht viele Projekte erst möglich. Gemeinsam sind wir stark – und genau so wollen wir weiterarbeiten.“ 

Vielen Dank für das tolle Gespräch und noch einmal herzlichen Glückwunsch zum verdienten Sieg!


Einblick in den pädagogischen Alltag der Kita St. Michael (Zweite Platzierung)

Ich freue mich, heute hier in der Kita St. Michael zu sein. Schon beim Betreten spürt man die lebendige Atmosphäre und das fröhliche Stimmengewirr der Kinder – ein wirklich schöner Ort zum Lernen und Wachsen. Mit mir am Tisch sitzen heute Fr. Korte, die Leiterin der Kita, und Fr. Schubert, Erzieherin. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen! Erzählen Sie doch ein wenig über sich und Ihre Arbeit hier.

Spenden-Übergabe in der Kita St. Michael

A. Korte (Kita-Leiterin):
„Hallo und herzlich willkommen! Ich bin Andrea Korte und leite die Kita St. Michael seit 13 Jahren. Unsere Einrichtung wurde 1972 gegründet und betreut heute 75 Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren in vier Gruppen. Die Kita hat sich über die Jahrzehnte ständig weiterentwickelt – von der klassischen Betreuung hin zu einem familienpastoralen Familienzentrum. Unser Team wächst stetig mit, aktuell sind wir 16 Mitarbeitende plus drei Auszubildenden.“

M. Schubert (Erzieherin):
„Hallo auch von mir! Ich bin Maja Schubert und arbeite seit anderthalb Jahren hier als Erzieherin. Ursprünglich komme ich aus dem Grundschulbereich und der Sonderpädagogik, aber die Arbeit in der Kita hat mich sofort begeistert. Es ist jeden Tag spannend, herausfordernd und unglaublich bereichernd.“

Pädagogischer Alltag und Herausforderungen 

Kita-Alltag – das klingt für viele erstmal nach Spielen, Basteln und Geschichten vorlesen. Aber Sie beide wissen, dass viel mehr dahintersteckt. Welche pädagogischen Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Einrichtung?

A. Korte:
„Unser Konzept basiert auf dem situationsorientierten Ansatz. Das bedeutet, dass wir uns morgens anschauen, wie die Kinder ankommen, welche Bedürfnisse sie haben und dann entsprechend den Tagesablauf gestalten. Das kann auch bedeuten, dass wir geplante Aktivitäten spontan anpassen oder umwerfen müssen. Ein zentrales Element ist das Spiel – darüber lernen die Kinder alles: Sozialverhalten, den Umgang mit Konflikten, Selbstständigkeit und Resilienz. Besonders in der Eingewöhnungsphase legen wir großen Wert auf eine stabile Bindung zu den Kindern und Eltern. Wenn das Fundament der Beziehung steht, kann sich das Kind optimal entfalten.“

M. Schubert:
„Ganz genau. Wir Erwachsenen sind dabei nicht nur Spielpartner, sondern auch Beobachter. Oft treten wir bewusst in den Hintergrund, um zu sehen, welches Kind gerade welche Unterstützung braucht. Manche Kinder brauchen mehr Begleitung, andere müssen lernen, sich eigenständig zu beschäftigen oder auf Gleichaltrige zuzugehen. Dieses Gleichgewicht zu finden, ist eine der spannendsten Herausforderungen.“

Apropos Herausforderungen – was sind derzeit die größten Schwierigkeiten im Kita-Alltag?

A. Korte:
„Die Lebenswelten und Bedürfnisse der Familien und Kinder haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Hier immer ein besonderes Gespür zu haben, ist manchmal eine Herausforderung. Diese vielfältigen Bedürfnisse mit unserem Kita-Alltag im Sinne der Kinder in Einklang zu bringen, ist jeden Tag von neuem eine wichtige Aufgabe. Wenn in einer Gruppe plötzlich Erzier*innen ausfallen, müssen wir die Tagesstruktur neu denken. Das wirkt sich auch auf die Kinder aus, besonders wenn geplante Projekte dann verschoben werden müssen.

M. Schubert:
„Man merkt schnell, dass die Kinder Veränderungen im Alltag spüren. Wenn ein besonderer Programmpunkt wegfällt oder plötzlich viele Kinder auf engem Raum sind, wird es oft unruhiger. Wir versuchen dann, Alternativen zu finden, aber es ist nicht immer leicht.“

Gemeinschaft und Unterstützung von außen 

Kitas sind nicht nur Bildungsorte, sondern auch Gemeinschaften. Wie können Eltern oder andere Interessierte Sie unterstützen?

A. Korte:
„Der persönliche Austausch ist dabei der wichtigste Punkt. Eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit mit Eltern ist die größte Hilfe für uns. Manchmal lesen Eltern den Kindern in unserer Einrichtung vor oder wirken bei Veranstaltungen aktiv mit. Das ist eine tolle Unterstützung. Auch der Elternbeirat übernimmt hier eine wichtige Rolle. Zudem ist es wertvoll, wenn Eltern Verständnis für unsere Herausforderungen zeigen – zum Beispiel, wenn es mal personelle Engpässe oder Verschiebungen im Tagesablauf gibt.“

Gibt es auch politische oder strukturelle Veränderungen, die Sie sich wünschen würden?

A. Korte:
„Ja, definitiv. Wir brauchen in NRW mehr Investitionen in frühkindliche Bildung – das betrifft nicht nur das Personal, sondern auch Ausstattung und Räume. Die Politik erkennt das Problem grundsätzlich an. Aktionen wie Postkartenkampagnen oder direkte Gespräche mit Entscheidungsträgern sind besonders wichtig, um Druck auszuüben und Verbesserungen zu erreichen.“  

Kreative Projekte – Herzerwärmende Anekdoten

Kürzlich haben Sie am Lebkuchenbauwettbewerb teilgenommen. Gab es dabei besonders lustige oder herzerwärmende Momente?

M. Schubert:
„Oh ja! Wir hatten eine tolle Idee für unser Lebkuchendorf, haben es geplant und dann – festgestellt, dass unsere Tischplatte einen Zentimeter zu breit für die Tür war! Also mussten wir improvisieren: Wir öffneten das Fenster und hievten die Platte mit Hilfe zweier Kollegen über den Hof wieder hinein. Das war ein echtes Teamwork-Highlight!“

A. Korte:
„Und während unseres Weihnachtsessens kam uns spontan die Idee, einen Schneeberg mit Skifahrern zu bauen. Aber – uns fehlten Salzstangen! Also hat jeder sein Handy gezückt und zu Hause angefragt. Mein Mann hat dann tatsächlich welche gefunden und sie uns liebevoll verpackt mitgebracht. Solche Momente zeigen, wie viel Herzblut in diesen Projekten steckt und wie sehr wir als Team zusammenarbeiten.“

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein in der Kita

Klimaschutz ist heutzutage ein großes Thema. Wie wird das in Ihrer Kita gelebt?

A. Korte:
„Wir setzen früh an und binden das Thema aktiv in den Alltag ein. Mülltrennung ist bei uns ganz selbstverständlich, genauso wie der bewusste Umgang mit Wasser und Energie. Die Kinder lernen durch kleine Experimente, wie sie Strom sparen können oder warum Kompostierung sinnvoll ist. Außerdem haben wir Hochbeete, in denen wir gemeinsam mit den Kindern Obst und Gemüse anbauen. Die Kinder übernehmen Verantwortung, gießen die Pflanzen und erleben so, wie wichtig Nachhaltigkeit ist.“

Blick in die Zukunft – Pläne für 2025

Welche Projekte und Ziele haben Sie für das kommende Jahr?

A. Korte:
„Wir planen eine offene Sprechstunde für Eltern, um sie in alltäglichen Erziehungsfragen noch besser zu unterstützen. Außerdem möchten wir das Sprosscafé weiter ausbauen – ein Treffpunkt für Familien mit Kleinkindern, die noch keinen Kitaplatz haben, aber Anschluss suchen. Ein besonderes Projekt ist die Neugestaltung unseres Leseraums. Wir möchten einen Raum schaffen, der nicht nur für die Kinder zum Lesen, sondern auch für Beratungsangebote genutzt werden kann.“

M. Schubert:
„Das Besondere an unserer Kita ist, dass wir immer nach vorne schauen. Stillstand gibt es bei uns nicht – wir wachsen mit den Herausforderungen und passen uns den Bedürfnissen der Kinder und Familien an.“

Abschließende Worte und Dank

Zum Abschluss: Was möchten Sie den Bürgerinnen und Bürgern mit auf den Weg geben?

A. Korte:
„Kinder sind unsere Zukunft. Wer in sie investiert, investiert in die Gesellschaft. Ich danke allen Eltern, unserem Team und den Unterstützern, die dazu beitragen, dass unsere Kita ein Ort des Lernens, Lachens und Wachsens ist. Jede noch so kleine Unterstützung – ob Zeit, Geld oder einfach Verständnis – macht einen Unterschied.“

M. Schubert:
„Wir freuen uns über jede Form der Unterstützung und darüber, dass unser Engagement sichtbar wird. Danke an alle, die sich für frühkindliche Bildung einsetzen!“

Vielen Dank für das offene Gespräch und den inspirierenden Einblick in Ihre Kita-Arbeit!