Beim Südstadtgärten Oerlinghausen e. V. sollen neben Nachbarschaftsbeziehungen vor allem Gemüse und Obst wachsen, und dafür liefern die Stadtwerke Oerlinghausen das Wasser.
Zupfen, mulchen, säen: Was bei manch einem schon beim Lesen Rückenschmerzen erzeugt, bedeutet für Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner Entspannung pur. Das Gefühl, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, etwas zu pflanzen und zu pflegen, um am Ende die Früchte davon zu ernten. Doch bis zum Sommer letzten Jahres konnten die Anwohner der Südstadt höchstens in ihren Balkonkästen ein paar Tomaten züchten. Dank der Initiative des Südstadtgärten Oerlinghausen e. V. hat sich das jetzt geändert: Die Stadt hat dem Verein eine 2.500 Quadratmeter große Fläche zur Verfügung gestellt. Von den etwa 20 Parzellen sind bereits 15 vergeben. Das Herzstück stellt eine große Gemeinschaftsfläche dar, die für alle Vereinsmitglieder offen ist.
„Wir wollen das interkulturelle Miteinander im Stadtteil fördern“, sagt die Vereinsvorsitzende Friederike David. „Gärtnern verbindet auch Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten: Zugewanderte, ‚Ureinwohner‘ und Geflüchtete.“ Auf die Flyer, die der Verein im Stadtteil verteilt hat, reagierte kaum jemand. Als die Vereinsmitglieder jedoch begannen, vor Ort zu arbeiten, das Land abzustecken und ein Gerätehaus aufzubauen, entstanden sogleich zahlreiche Gespräche. Eine Bestätigung der Idee der Vereinsgründer: Der direkte, zwischenmenschliche Austausch ist das, was zählt – und bisher fehlte.
Naturnahes Gärtnern
Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind Weg und Ziel, das stand für die zwölf Gründungsmitglieder von Beginn an fest. „Wir wollen einen positiven Beitrag zum Umweltschutz, zur Artenvielfalt und zum Grundwasserschutz leisten“, erzählt Friederike David. Die Gärtner und Gärtnerinnen verzichten auf chemischen Pflanzenschutz oder Düngemittel. In den neu gepflanzten Hecken, die die Gärten umzäunen, können Vögel unterschlüpfen und Insekten Nahrung finden. Auf den Wiesen wachsen regionale Kräuter und Wildblumen. „Wir wollen für Naturschutz sensibilisieren“, so Friederike David. „Zwei unserer Vereinsmitglieder sind ausgebildete Gärtner, die uns mit ihrem Wissen unterstützen. Zudem profitieren wir von den vielfältigen Erfahrungen unserer Parzellen-Pächter. Manche von ihnen haben früher auf riesigen Flächen Gemüse angebaut, sei es in Ägypten, Kurdistan, Russland, Italien oder Syrien.“ Neben den klassischen Obst- und Gemüsesorten gedeihen bereits Aloe vera, Knoblauch und dicke Bohnen auf den Parzellen.
Die Stadtwerke Oerlinghausen sind kommunal verbunden und setzen sich für die Menschen und Projekte vor Ort ein, das ist viel wert.
Friederike David
Neuer Wasseranschluss von den Stadtwerken
Bisher haben die Gärtnerinnen und Gärtner ihr benötigtes Wasser mit Folien und Regentonnen gesammelt. Im Frühjahr legten die Stadtwerke Oerlinghausen dem Verein einen Wasseranschluss. „Als wir die Stadtwerke angesprochen haben, luden sie uns direkt zu sich ein. Gemeinsam haben wir überlegt, was die beste Lösung ist“, erzählt Friederike David. Wie der Zufall es wollte, verlegen die Stadtwerke im Zuge der Modernisierung des Stromnetzes in der Nähe der Kleingärten gerade Kabel. Dass die neuen Südstadtgärten in diesem Zuge direkt mit an die Wasserversorgung angeschlossen werden, war daher schnell abgemacht. „Die Stadtwerke Oerlinghausen sind kommunal verbunden und setzen sich für die Menschen und Projekte vor Ort ein, das ist viel wert“, erläutert Friederike David. „Hier in der Südstadt kennt zudem jeder das Holzheizkraftwerk: ein erlebbares Beispiel für nachhaltige, regional produzierte Energie.“ Auch dass der Wasserpreis der Stadtwerke linear sei, findet die Diplom-Pädagogin einen guten Anreiz zum bewussten Umgang mit unseren Ressourcen. Denn beim Tarif der Stadtwerke zahlt der Verbraucher keine Grundgebühr, sondern nur das, was er auch verbraucht.
Selbstorganisierte Umweltbildung
Coronabedingt waren die Projekte des Vereins die letzten Monate stark eingeschränkt. „Wir hoffen, dass sich die Situation in Richtung Sommer entspannt und wir dann gemeinsame Aktivitäten umsetzen können und dadurch auch als Gruppe noch mehr zusammenwachsen“, sagt Friederike David. Der Verein hat sich viel vorgenommen: von der Kompost-Pflege über die Einrichtung einer neuen Wasserstelle und die Pflege der gemeinschaftlichen Flächen. „Wir haben schon eine Streuobstwiese angelegt und Heckenbüsche und Stauden angepflanzt. Nun sollen noch Bienen-Blumenwiesen anlegt sowie ein regionaler Bio-Imker für den Südstadtgarten gefunden werden. Außerdem planen wir Veranstaltungen, wie zum Beispiel Workshop-Tage zum Thema Perma-Kultur und Wassermanagement: Wie man auch im Kleinen Regenwasser sammelt, Gießränder anlegt und mulcht. Mein Eindruck der ersten Monate unserer Südstadtgärten ist, dass die meisten unserer Gärtnerinnen und Gärtner ein großes Bewusstsein für den Wert von Wasser mitbringen.“ Wenn Sie in der Südstadt wohnen und Interesse am Gärtnern haben: Es gibt noch freie Parzellen. Auch auf der Gemeinschaftsfläche sind helfende Hände immer gerne gesehen. Und über Spenden freut sich der Südstadtgärten e. V. sehr.